Eine Geschichte von Glück und Unglück
- Alexandra Meffert
- 2. Sept. 2024
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Juni

Halte die Pendelbewegung möglichst klein!
Eine Gesichte von Glück und Unglück. Ich möchte hier eine bereits weit verbreitete Erzählung aufgreifen. Vielleicht kennst du sie bereits, vielleicht ist sie auch neu für dich. In jedem Falle ist es heilsam, sich ihre Weisheit von Zeit zu Zeit ins Bewusstsein zu rufen.
In einem abgelegenen Dorf - es war nicht klein, aber auch nicht groß - lebte einst ein Bauer. Er war nicht arm, aber auch nicht reich und er war nicht sehr alt, aber auch nicht mehr jung. Er lebte dort allein mit seinem einzigen Sohn und seinem einzigen Pferd. Und weil er der einzige Bauer im Dorf war, der ein Pferd sein Eigen nennen durfte, sagten die Leute: „Oh, so ein schönes Pferd, was hat der Bauer doch für ein Glück!“
Und der Bauer antwortete: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“
Eines Tages brach das Pferd des Bauern aus seinem Stall aus und lief weg. Am Abend standen die Leute des Dorfes am Zaun der nun leeren Koppel, manche von ihnen grinsten schadenfreudig, aber alle sagten: „Oh der arme Bauer, sein einziges Pferd ist weggelaufen. Jetzt hat er kein Pferd mehr! So ein Unglück!“
Der Bauer hörte das und murmelte nur: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“
Ein paar Tage später, sah man morgens erstaunt auf die Koppel des Bauern, denn das schöne Pferd war plötzlich zurückgekehrt und hatte aus den Bergen eine ganze Herde Wildpferde mitgebracht, die ihm auf die Koppel gefolgt waren. Die Leute im Dorf waren sehr neidisch und sagten: „Oh, was hat der Bauer doch für ein großes Glück. Jetzt hat er so viele Pferde und ist der reichste Mann des Dorfes!“
Der Bauer zuckte nur mit den Schultern und sagte: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“
Eines Tages stieg der einzige Sohn des Bauern auf das Pferd, um es zu reiten. Schnell liefen alle Dorfbewohner zusammen und schauten zu, wie er stolz auf dem schönen Pferd ritt. „Oh“ sagten alle „der hat es gut, muss nicht mehr laufen und kommt schnell voran. Was der für ein Glück hat!“.
Aber plötzlich scheute das Pferd, bäumte sich auf und der einzige Sohn des Bauern fiel hinunter und brach sich das Bein. Die Knochen splitterten bis hoch zur Hüfte. Und die Nachbarn schrien auf und sagten: „Oh, der arme Bauer, sein einziger Sohn! Ob er jemals wieder wird richtig gehen können? Nun muss der Bauer die ganze Feldarbeit allein ohne die Hilfe seines Sohnes machen. So ein Unglück!“
Aber der Bauer sagte nur: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?“
Einige Zeit später wurde das ganze Dorf mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen. Soldaten des Herrschers kamen, um alle jungen Männer in die Armee zu holen und in den Krieg zu ziehen. Der Sohn des Bauern konnte wegen seiner schweren Verletzung nicht eingezogen werden. Alle anderen jungen Männer wurden gezwungen, mitzugehen. Nur wenige kamen nach dem Krieg wieder zurück. Und so mancher Dorfbewohner sagte: „Was haben die beiden doch für ein Glück!“
Der Bauer hingegen murmelte wieder nur: „Glück oder Unglück, wer weiß das schon?!“
Die Geschichte könnte unendlich so weitergehen. Aber was möchte sie uns sagen? Glück im Unglück? Auf Regen folgt immer Sonnenschein? Wir sind stets allzu schnell bereit, einer Situation den Stempel unserer individuellen Sicht aufzudrücken. Dabei ist alles immer nur eine Momentaufnahme und wir können nie voraussehen, wie sich etwas entwickelt oder ob es ggf. noch andere Sichtweisen gibt.
Der Bauer ist sehr weise, denn er kennt die hermetischen Gesetze. Er betrachtet jede Situation aus einer übergeordneten Perspektive. Er weiß, dass sein Denken und Bewerten in „das ist gut“ oder „das ist schlecht“ eine Gefühlsachterbahn von „Hoch“ und „Tief“ erschafft. Wir sind damit nie in unserer Mitte, sondern ständig ohne Balance und wie ein Spielball zwischen den Polaritäten unterwegs.

Vergleichbar mit einem Pendel. Je weiter es in die eine Richtung schwingt, desto weiter schwingt es im Anschuss in die entgegengesetzte Richtung. Innere Balance zu schaffen, bedeutet, die Ausschläge des Pendels möglichst klein zu halten.
Bitte verwechsele diese innere Balance nicht mit Gleichgültigkeit, Gefühlskälte oder Ignoranz den Dingen gegenüber. Wir alle sind hier, um möglichst viele Erfahrungen zu machen und die bunt schillernden Facetten unseres Lebens auszukosten - die „schönen“, aber auch die “weniger schönen“. Wir sollten nur aufhören, alles zu bewerten, denn Bewertung erzeugt immer Drama.
Im Grunde gibt es in allem vermeintlich „Schlechten“ auch etwas „Gutes“ zu erkennen und umgekehrt. Es kommt nur auf die Art und Weise an, wie man auf eine Situation blickt. Auf ein Hoch folgt ein Tief. Das ist ein kosmisches Gesetz. Ob man ihm dem Stempel des Glücks oder des Unglücks aufdrücken und damit Drama erschaffen möchte, muss jeder für sich entscheiden.
Wirklich weise ist es, alles so gelassen hinzunehmen, wie es kommt,
in der Gewissheit, dass es sich ohnehin wieder ändern wird.
Ich mag die Weisheit dieser Geschichte sehr. Sie enthält wesentliche Aspekte einiger hermetischer Gesetze. Falls dich das interessiert, du findest unter „Wissenswertes“ in meinem Blog einige Beiträge dazu.
Nimm mit Gelassenheit an, was du ohnehin nicht ändern kannst, und surfe mit Lebensfreude und Urvertrauen die Wellen zwischen den Polaritäten
gerade so, wie sie kommen.

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